Back To Basics: Warum richtig Zähne putzen so wichtig ist

von NetDoctor.de

Zähne putzen gehört für die meisten Deutschen zur täglichen Routine - aber trotzdem sind Karies und Parodontitis hierzulande weit verbreitet. Wie kann das sein? Die Gründe dafür liegen offenbar in der Qualität des Zähneputzens – man putzt zwar regelmäßig, aber fehlerhaft. Lesen Sie hier, wann, wie oft und vor allem wie Sie Ihre Zähne putzen sollten.

Warum richtig Zähne putzen so wichtig ist

Gesunde Zähne sehen nicht nur gut aus und schmerzen nicht, sie sparen auch noch Geld – schließlich schnellen die Kosten für Kronen oder Brücken schnell in den drei- oder vierstelligen Eurobereich.

Doch nur ein Prozent aller Erwachsenen in Deutschland besitzt ein kariesfreies Gebiss, beim großen Rest gibt es Löcher oder Kronen, rund 20 Prozent leiden sogar unter einer schweren Parodontitis. Eine Ursache ist möglicherweise, dass viele Menschen nicht richtig Zähne putzen. Das lässt eine Studie des Forsa-Instituts im Auftrag der Universität Witten/Herdecke und des Versicherungsunternehmens AXA vermuten. Danach putzen 57 Prozent der Bundesbürger ihre Zähne nicht entsprechend aktueller zahnärztlicher Empfehlungen.

Ohne die richtige Pflege breiten sich im Mundraum jedoch schnell Bakterien aus, die Karies und Parodontitis auslösen. Die zahnschädlichen Mikroorganismen ernähren sich von zuckerhaltigen Speiseresten, die sich zusammen mit Speichelrückständen als sogenannter Biofilm oder Plaque auf den Zähnen absetzen. Sie wandeln den aufgenommenen Zucker in Säure um und scheiden diese aus.

Die Säure wiederum greift die Zahnsubstanz an, indem sie dem Zahn Mineralien entzieht. Mit der Zeit wird der Zahn porös und es entstehen Löcher – die Karies ist da. Auch das Zahnfleisch leidet, es kann sich schmerzhaft entzünden bis hin zu einer schweren Parodontitis.

Beide Erkrankungen schaden nicht nur im Mundraum, sondern können – unbehandelt – auf den gesamten Körper übergreifen. Eine Parodontitis begünstigt beispielsweise Arthritis, Diabetes und sogar Herzinfarkte. Unbehandelte Karies befällt langfristig möglicherweise auch den Kieferknochen.

Verhindern können Sie diese Zahnerkrankungen nur, indem Sie regelmäßig Zähne putzen. Antibakteriell wirkende Mundwasser sind keine wirksame Alternative. Sie desinfizieren zwar den Mundraum oberflächlich, entfernen jedoch den bakterienreichen Zahnbelag nicht. Mundwasser sollten Sie deshalb nur ergänzend anwenden: Erst Zähne putzen, anschließend mit dem Mundwasser den Mund ausspülen.

  • Wenn Sie Ihre Zähne putzen, sollten Sie einige einfache Regeln beachten:

  • regelmäßig Zähne putzen, denn der entfernte Biofilm bildet sich nach jedem Zähneputzen sofort neu
  • gründlich Zähne putzen, hierbei hilft es, wenn Sie systematisch vorgehen
  • mit der richtigen Technik Zähne putzen
  • mit der richtigen Bürste Zähne putzen
  • auch die Zahnzwischenräume regelmäßig reinigen

Wie Sie Ihre Zähne richtig putzen

Viele Menschen putzen ihre Zähne noch so, wie sie es als Kind gelernt haben. Doch in den vergangenen Jahrzehnten haben sich die zahnärztlichen Empfehlungen verändert.

So sollte man nicht nach jedem Essen sofort die Zähne putzen. Wenn Sie etwa stark säurehaltiges Obst wie Äpfel, Orangen und Kiwis, Salate mit essighaltigem Dressing oder Fruchtsäfte verzehrt haben, warten sie am besten etwa eine Stunde, bevor Sie Ihre Zähne reinigen. Denn die Säuren lösen Mineralien wie Kalzium und Phosphat aus dem Zahnschmelz heraus, was die Schutzschicht der Zähne schwächt. Wenn Sie dann direkt die Zähne putzen, reiben Sie den Zahnschmelz ab. Nach etwa einer Stunde hat der mineralienhaltige Speichel die Zähne jedoch weitgehend remineralisiert, so dass Sie unbesorgt die Zähne putzen können.

Auch in punkto Technik empfehlen Zahnmediziner heute anderes als früher: Statt kreisförmigem Zähne putzen, sollten Sie nach der sogenannten Bass-Methode von Rot nach Weiß vorgehen. Denn es hat sich gezeigt, dass man durch kreisförmiges Zähne putzen Nahrungsreste und Bakterien unter das Zahnfleisch schieben kann, wodurch sich dieses möglicherweise entzündet.

So funktioniert die Bass-Methode: Setzen Sie die Zahnbürste so auf, dass das Borstenfeld Zahnoberfläche und Zahnfleisch zu gleichen Teilen bedeckt. Achten Sie darauf, dass der Winkel zwischen Borstenachse und Zahn zwischen 45 und 60 Grad liegt. Drücken Sie nun leicht, so dass sich die Borsten zu biegen beginnen.

Nun können Sie loslegen und die Zähne putzen. Bewegen Sie dazu die Bürste einige Male leicht rüttelnd und fegen Sie den gelösten Zahnbelag anschließend vom Zahnfleisch ausgehend nach unten weg. Auf den Kauflächen bewegen Sie die Bürste einfach hin und her.

Welche Zahnpasta Sie für das Zähneputzen wählen, ist dagegen beinahe egal. Achten Sie nur darauf, dass sie frei von Zucker ist und Fluorid enthält zum zusätzlichen Schutz vor Karies. Seien Sie vorsichtig mit Zahnpasten, die die Zähne aufhellen sollen. Diese enthalten oft Schleifkörper, die den Zahnschmelz allmählich abschmirgeln, wenn Sie damit regelmäßig Ihre Zähne putzen.

Wie oft Zähne putzen und wie lange?

Zähne putzen sollten Sie mindestens zweimal täglich, morgens und abends. Auch auf die Frage, ob das Zähneputzen vor oder nach dem Frühstück besser ist, gibt es eine klare Antwort: danach. Denn nach den Mahlzeiten sammeln sich Speisereste im Mundraum, die die Bakterien in schädliche Säure umwandeln. Am besten reinigen Sie Ihre Zähne deshalb nicht nur zweimal am Tag, sondern nach jeder Hauptmahlzeit.

Dabei sollten Sie immer drei Minuten lang die Zähne putzen. Diese Zeit benötigen Sie, um jeden Zahn rundum zu reinigen. Längeres Putzen ist nicht empfehlenswert. Wissenschaftler der Newcastle University in England fanden in einer Studie heraus, dass längeres Reinigen nicht mehr Plaque entfernt. Außerdem steigern Sie das Risiko, Zahnfleisch und Zahnschmelz zu verletzen, wenn Sie länger als drei Minuten die Zähne putzen.

Zähne richtig putzen – elektrisch oder manuell?

Die richtige Zahnbürste ist ein weiterer wichtiger Aspekt in Sachen richtig Zähne putzen. Ob Sie eine Handzahnbürste oder eine elektrisches Modell benutzen, ist unerheblich. Beide reinigen – richtig angewendet – gleich gut.

Als ideale Handzahnbürste empfehlen Experten Modelle mittlerer Härte, bei freiliegenden Zahnhälsen eher weiche Bürsten. Abgerundete Borsten verhindern, dass Sie das Zahnfleisch verletzen, wenn Sie sich die Zähne putzen. Der Kopf der Zahnbürste sollte klein sein, damit auch die Backenzähne gut erreichbar sind.

Mit einer elektrischen Zahnbürste fällt vielen Menschen das Zähneputzen leichter, da die Bürste den größten Teil der Arbeit übernimmt. Es gibt auch Elektrozahnbürsten, die mit Ultraschall Zähne putzen. Sie sollen den Zahnbelag noch gründlicher beseitigen.

Für Hand- und Elektrozahnbürsten gilt gleichermaßen: Spätestens nach drei Monaten sollten Sie die Bürste bzw. den Bürstenkopf austauschen. Denn die Reinigungswirkung lässt mit der Zeit nach, die Borsten spalten sich auf und verletzen das Zahnfleisch während Sie die Zähne putzen.

Auch nach einer schweren Erkältung, Grippe oder Infektion mit Lippenherpes sollten Sie mit einer neuen Bürste Ihre Zähne putzen, da sich ein Teil der

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Reicht Zähne putzen alleine aus?

Zähne putzen ist wichtig, Sie können aber zusätzlich noch einiges tun, um ihre Zähne gesund zu erhalten. Etwa in punkto Ernährung – nehmen Sie möglichst wenig zuckerhaltige Speisen und Getränke zu sich. Damit liefern Sie den Mundbakterien weniger Nahrung, so dass diese weniger Säure produzieren.

Ergänzend zum eigenen Zähneputzen können Sie Ihre Zähne zweimal im Jahr bei Ihrem Zahnarzt professionell reinigen lassen. Dabei werden Zahnstein und Plaque auch dort gründlich entfernt, wohin Sie selbst mit Bürste und Zahnseide nicht gelangen, wenn Sie sich die Zähne putzen.

Zudem sollte die halbjährliche Kontrolle beim Zahnarzt selbstverständlich sein. Viele Praxen bieten außerdem eine Individualprophylaxe. Das ist ein Mundhygieneprogramm, das ganz individuell auf Ihre persönliche Mundsituation abgestimmt ist. Unter anderem lernen Sie dort auch, wie Sie richtig Zähne putzen. Das Programm beinhaltet in der Regel folgende Bausteine:

  • Erfassung des Mundhygienestatus
  • Ernährungsberatung
  • Mundhygienetraining
  • Fluoridierung der Zähne
  • Versiegelung von kariesfreien Einfurchungen und Grübchen der bleibenden Backenzähne mit aushärtenden Kunststoffen
  • Kontrolle des Übungserfolgs

Die Individualprophylaxe wird nicht von den Krankenkassen übernommen, die Kosten dafür müssen Sie selbst tragen. Krankheitserreger möglicherweise zwischen den Borsten eingenistet hat. Dadurch könnten Sie sich ständig neu infizieren, sobald Sie die Zähne putzen.

Wann ist besondere Zahnpflege nötig?

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Zähne putzen – Besonderheiten in der Schwangerschaft

Schwangere benötigen eine besonders intensive Zahnpflege. Denn in der Schwangerschaft sorgt der steigende Hormonspiegel dafür, dass das Zahnfleisch stärker durchblutet und aufgelockert wird. Es ist deshalb empfindlicher und leichter zu verletzen – Parodontitis auslösende Bakterien können schneller eindringen.

Daher sollten Frauen direkt zu Beginn einer Schwangerschaft den Zahnarzt aufsuchen und während der Schwangerschaft mindestens zwei Termine zur Parodontitis-Vorsorge wahrnehmen. Zudem ist es sinnvoll, in dieser Zeit besonders sanft und vorsichtig zu putzen, um das empfindliche Zahnfleisch nicht zu verletzen.

Eine Parodontitis gefährdet übrigens nicht nur die Zahngesundheit der Mutter. Sie kann sich auch nachteilig auf das Ungeborene auswirken. Denn das mütterliche Immunsystem wehrt sich mit bestimmten Botenstoffen gegen die bakterielle Entzündung im Mund. Diese Stoffe gelangen auch in die Gebärmutter und können vorzeitige Wehen auslösen. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass unbehandelte Parodontitis das Risiko einer Fehlgeburt erhöht.

Ein weiterer Rat für schwangere Frauen gerade in den ersten drei Monaten: Wenn Sie unter morgendlicher Übelkeit und Erbrechen leiden, sollten Sie eine Zahnbürste mit besonders kleinem Kopf benutzen, wenn Sie Ihre Zähne putzen.

Eventuell kann sogar eine Kinderzahnbürste sinnvoll sein. Der kleine Bürstenkopf reizt das empfindliche Rachenzäpfchen weniger leicht, der damit einhergehende Brechreiz bleibt aus.

Wenn Sie erbrochen haben, sollten Sie etwa 60 Minuten warten mit dem Zähne putzen, damit Ihr Speichel die Zahnschmelz aufweichende Säure neutralisieren kann.

Zähne putzen – bei Füllungen und Implantaten besonders gründlich reinigen

Hat ein Zahn eine Füllung oder eine Krone, ist er besonders anfällig. Denn am Übergang zur Zahnsubstanz können sich leicht Bakterien ansiedeln. Deshalb sollten Sie diese Zähne besonders aufmerksam und gründlich pflegen.

Gleiches gilt für Implantate. Ihnen selbst können die Säure produzierenden Bakterien zwar nichts anhaben. Wohl aber dem Zahnfleisch und dem Kieferknochen. Als Basis für das Implantat müssen diese fest und gesund sein. Entzündet sich etwa der umgebende Kieferknochen, verliert das Implantat seinen Halt und fällt heraus. Vermeiden lässt sich dies, indem Sie konsequent, gründlich, regelmäßig und richtig Zähne putzen.